Lüneburgschen Anzeigen Teil 2

7. September 2011

Tja, was soll ich sagen...
Ich postete das ganze bei Facebook, und eine sehr liebe Journalistin war direkt interessiert einen Artikel über diesen Fund zu schreiben.
Sie kam, hörte geduldig zu und schrieb...


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Zeitzeugnis aus Papier
M_____________ entdeckt Zeitungsausschnitte aus dem Jahr 1908 im Spalt eines Holzbalkens


dax Lüneburg.
Ihren Enkelkindern hat E__________ schon Bescheid gesagt: Oma kommt in die Zeitung. Der Pressetermin führt die 92-Jährige in die Vergangenheit, in jenes Dachgeschoss, das Ehemann Heinz vor mehr als 60 Jahren ausbaute. Seither lebt sie in dem charmant-schiefen Lüneburger Altstadt-Haus, mittlerweile ein paar Etagen tiefer. Vor sieben Jahren zogen M_____________ und Tochter D_____ unters Dach. Bei der Renovierung entdeckte die junge Mutter Dämmmaterial der besonderen Art: alte Zeitungsausschnitte der "Lüneburgischen Anzeigen", dem Vorgänger der Landeszeitung, aus dem Jahr 1908.

"Forstmeister Herlövs Schlitten hielt vor der Tür, und der Forstmeister und seine Frau saßen wohlverpackt in großen Pelzen und warmen Fußsäcken darin. . . . Der Forstmeister knallte mit der Peitsche, und unter klingendem Schellengeläute setzten sich die Braunen in Bewegung." Es ist ein Auszug aus der Novelle "Besuch im Forsthause", den M_____________ flach geknüllt in den Ritzen eines Holzbalkens gefunden hat.

Ebenso wie ein Zeitungspapier mit Tipps für das Kurieren einer Magenverstimmung unter dem Titel "Gemeinnütziges": "Wer sich den Magen verdorben hat, kuriert sich selbst, und zwar durch das einfache Mittel des gänzlichen Fastens während 24 Stunden." M_____________ schmunzelt. "Das ist nicht wirklich anders als heute."

Das Datum der Ausgabe ist noch gut zu lesen: 29. März 1908. Die Auszüge stammen aus der Sonntagsbeilage mit dem Titel "Erica". Am Montag ist die Zeitung damals noch nicht erschienen. "Eine Freundin wohnt auch an der Neuen Sülze. Die Wände waren dort mit Zeitungen tapeziert", sagt M_____________. Ihre Nachbarin E__________ erinnert sich noch gut daran, wie ihre Bleibe damals geschnitten war. Damals, als sie noch mit Ehemann Heinz im Dachgeschoss lebte. "Wir sind am 23. Dezember 1949 eingezogen. Mein Mann, mein Sohn und ich hatten gemeinsam ein Zimmer." Heinz Wagner verstarb im Alter von 48 Jahren, Ehefrau Elli entschied sich, weiter in dem Stadthaus zu wohnen.

Dass es im Wohnungsbau der 30er- bis 50er-Jahre nicht unüblich war, Wände mit Zeitungen zu bekleben oder diese als Dämmmaterial zu nutzen, erklärt Peter Wegner, Vizepräsident des Bundesverbands Wohneigentum: "Damit wurde der rauhe Putz ausgeglichen, und es war zugleich eine Isolierung." In den 50er-Jahren hatten die Siedlungshäuser einen Spitzboden - die oberste Decke war mit Lehmschlag ausgefüllt, die Deckenkonstruktion bestand aus grobem Rauhspund. "Der Lehmschlag konnte durch die ausgelegten Zeitungen auf dem Rauhspund nicht durchsickern, zusätzlich wurde mit den Blättern gedämmt", sagt Wegner. Die Zeitungsisolierung finde sich heute noch in alten Bauernhäusern und im Siedlungsbau der Jahre 1936 bis 1955. "Zum Vorschein kommt die Bauweise erst bei Abbruch- oder Renovierungsarbeiten."
03.09.2011
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Quelle: www.landeszeitung.de

 
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