Isn't it lovely?

17. Dezember 2011

Laut Google Maps wohnt meine andere Hälfte etwa 155 Kilometer von mir entfernt.
Und da das nicht schon unangenehm genug ist, häufen sich die Hürden seitdem ein Umzug in die gleiche Stadt geplant ist. Es gibt einfach Dinge, die man nicht planen kann, die aber trotzdem passieren. Seit Jahren wollen wir diesen Umstand ändern, aber immer gibt es Gründe die das verhindern.
So geht es nur schleppend voran, aber der erste Schritt war schon getan. Es ergab sich ein Arbeitsangebot für ihn in dieser Stadt. Das ist erstmal toll, gestaltet sich aber sehr schwierig. Er ist stolzer Papa von drei großartigen Katzen, und er kann sie nicht so lang allein lassen.
Das bedeutet, daß er momentan nur zum arbeiten herkommt. So haben wir noch weniger Zeit füreinander, als sonst schon...
Und vor zwei Wochen passierte die Superwurst!
Der Herr im Haus - der Kater - brauchte an einem Donnerstag eine Operation mit Vollnarkose. Meine Hälfte sollte nun aber am Freitag Abend arbeiten. Damit der Herr Kater dann jemanden zum Pfötchenhalten hat schlug ich vor dort zu sein, damit der geliebte arbeiten gehen kann.
An dem Samstag hatte ich geplant ein Konzert zu besuchen. Die Karte hing schon seit einem halben Jahr an meiner Pinnwand, und ich freute mich riesig darauf.  Aber so ich machte mich schweren Herzens auf den Weg die Karte wieder zu verkaufen und fuhr los. Wir tranken noch schnell einen Kaffee zusammen, dann fuhr er los.
Trotz meines Wehmuts um das Konzert hab ich ein sehr schönes Wochenende mit den Flauschbällen verbracht. Alles war still, und ich habe mich einfach entspannt.
Wir beobachteten die dicken Krähen, wie sie das Obst und die Körner "reißen", die die Nachbarin hinterm Haus ausgeteilt hat. Aasfresser.


Alle fliegen hastig davon, wenn das Eichhörnchen mit leisen Schnattergeräuschen elegant angesprungen kommt um sich ebenfalls am Buffet zu bedienen.

Wir haben Verstecken gespielt...

... uns ausgeruht...

.. und Wärme gesucht.

Am Samstag Abend kam meine Hälfte todmüde und völlig geschafft wieder. Am nächsten Tag trat ich dann wieder meinen Heimweg an. Das Wochenende hatte mich ein bisschen melancholisch gemacht. Ich hing schweren Gedanken nach und wünschte, daß diese Zeit bald ein Ende haben soll. Ich wurde sogar philosophisch. Ich wünsche einer Zeitära das Ende, um mehr Zeit für meine Wünsche zu erlangen. Wie egoistisch von mir so über ein so kostbares Gut zu denken.
Als ich zu Hause ankam ließ eine kleine Überraschung wieder lächeln.
Auf dem Tisch im Wohnzimmer fand ich folgendes:

Herzschoki!

Und eine wunderschöne Rose.

Isn't that lovely?
Die hielt nun fast zwei Wochen. 
Darüber hab ich mich sehr gefreut, und solche kleinen Gesten bringen Licht in diese scheinbar endlose, wabernde Nebelphase. 

Danke, Ihr Poeten

15. November 2011

Herbst 


Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.
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Im Nebel


Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unenntrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.

Herbstgefühle

14. November 2011

Also eigentlich bin ich ja bekennendes Sommerkind.
Ich mag es, wenn ich mich nicht viel kleiden muß, wenn ich einfach irgendwo mal kurz stehen bleiben kann, und die Sonne mich durch und durch wärmt. Ich mag, wenn ich mir Schatten suchen muß, und ich liebe das Geräusch den der Sommer macht. Quietschende Kinder unter Rasensprengern, ächzende Vögel, die sich durch flirrende Luft kämpfen.
Da gehöre ich hin, und da will ich sein.
Und jedes Jahr spielt sich das gleiche ab. Es wird kälter, ich muß Jacken tragen und bekomme schlechte Laune.
Aber dann kommt der tatsächliche Herbst. Man kann riechen wie die Blätter sich verfärben, ich schrecke abends hoch, weil ein Windstoß lauthals die Äpfel vom Baum im Hof bläst, auf einmal wachsen Pilze an den unmöglichsten Orten, die Sonne geht irgendwie anders unter, und Graugänse quaken sich den Weg nach Tunesien.
Und dann fühle ich mich plötzlich wohlig. Es wird langsam kalt, und es frostet ab und an, und dann freue ich mich auf Schnee und Nebel.
Lieber Herbst, ich mag Dich doch!
Für mich beginnt dann schon immer das neue Jahr. Alles legt sich langsam zur Ruhe und bereitet sich auf den erneuten Start im Frühling vor.
Außerdem kann man jetzt viele schöne Dinge fotografieren:








Jetzt brauche ich nur noch einen neuen Mantel und Stiefel, dann kann ich die Zeit so richtig genießen.

Schönes Lübeck

1. November 2011

Am 26.10 waren wir mit unserer Kinderhorde in Lübeck, um uns ein Puppentheaterstück anzusehen.
Das war wirklich toll. Aber ich hätte gern ein bisschen mehr Zeit gehabt um Lübeck an sich zu erkunden. Ich weiß, daß ich ab und an als Kind da war. Aber damals war mein Interessenbereich noch anders verteilt, und ich erinnere mich nicht mehr an alles.
Von diesem kurzen Ausflug habe ich aber ein paar Eindrücke mitgebracht, die wirklich interessant sind.
Was natürlich als erstes auffällt ist, daß Lübeck und Lüneburg rein optisch sehr ähnlich sind. Und es sieht nicht nur so aus, denn ist tatsächlich so, daß die gleichen Baumaterialien verwendet wurden. Zu Mittelalterzeiten war Lüneburg eins der ersten Mitglieder der Hanse. Wegen des hohen Salzvorkommens war die Stadt ein beliebter Handelspartner. Lüneburg hingegen benötigte robuste Baumaterialien. Woher diese kamen erkennt man deutlich, wenn man mal beide Städte besucht hat. In beiden Städten baute man Häuser mit Treppgiebeln und verschönerte Hauseingänge mit Tausteinen.


Selbst die beiden St. Marien Kirchen sehen gleich aus. Bis auf den Unterschied, daß die in Lübeck um einiges größer ist...



Wenn man vom Lübecker Hauptbahnhof


in die Altstadt will, geht man über die PuppenbrückeDort stehen acht große Statuen aus Stein. Der Bildhauer Dietrich Jürgen Boye fertigte diese zwischen 1774 und 1776 für die Brücke an. Seit 1984 stehen die Originale witterungsgeschützt im St.-Annen-Museum in Lübeck. Auf der Brücke stehen originalgetreue Kopien.



In der St. Marien Kirche steht eine riesige Astronomische Uhr mit einer Kalenderscheibe.



Da werfen sich mir natürlich Fragen auf. War die Kirche nicht immer mit Astronomie auf Kriegsfuß? Hat die Inschrift unter der Uhr tatsächlich den Menschen damals glauben gemacht, daß Gott dafür zuständig ist? Ich finde die Aufforderung klingt fast wie eine Drohung. Hat Gott das so gewollt?
Das Internet gibt dazu nicht viel her, also werde ich wohl kaum befriedigende Antworten bekommen.

Im Kirchhof dann findet man einen langen Granitquader, der wie ein vergessenes Bauteil aussieht. Um diesen Stein rankt sich eine Geschichte, die es in verschiedenen Versionen gibt. Der Grundtenor lautet folgendermaßen: Der Teufel verfolgte das rege Treiben der Menschen auf dem noch leeren Platz. Er beobachtete wie nach und nach ein Gebäude entstand. Als er jedoch bemerkte, daß das neue Werk eine Kirche werden wird, war er voller Zorn. In seiner Wut nahm er einen großen Stein, warf ihn Richtung Kirche und verfehlte diese. Es erschien der Stein dort also “von Teufels Hand”, so erzählt man sich…
Im Jahr 1999 fügte der Bildhauer Rolf Goerler den Teufel mit den goldenen Hörnern hinzu.

Der sieht gar nicht so böse aus...

Auf dem Rückweg machten wir dann noch am großen Holstentor Rast. "Concordia domi foris pax" steht als Inschrift auf der Feldseite am Tor. Es bedeutet "Eintracht innen, draußen Friede". Diese Inschrift findet man auch am Rathaus in Lüneburg. ... In Hamburg auch. Scheint hanseatisch beliebt zu sein ;)



Zu guter allerletzt fand ich dort im Rasen noch hübsche Pilze. Ich hab keine Ahnung was das für welche sind...



Das war ein schöner und interessanter Tag. Und ich weiß, ich werde diese Stadt wieder besuchen.

Mops meets Schröte

16. Oktober 2011

Das ist Balu:


(Quelle: Herrchens Videopost bei YouTube)

Balu ist ein unglaublich liebenswerter Mops, der bei meiner Freundin wohnt. Sie hat ihn damals bei einer Familie abgeholt, die ihn aus Gründen nicht mehr halten konnte.
Er ist sehr charmant, etwas naiv, neugierig und treu bis auf die Knochen. Und die Tatsache, daß er nur noch ein Auge hat macht ihn irgendwie noch sympathischer. Das fällt nur dann auf, wenn er einen mit seinem niedlichsten Blick anguckt, oder er gegen den Türrahmen läuft, weil er mit seinem Auge nach oben guckt, wenn jemand einen Teller in die Küche trägt. Es könnte ja was runterfallen!
Jemand kommentierte ein Foto von ihm bei Facebook etwa so "Schau mir ins Auge, Baby!"
Er bringt alles an Kindchenschema mit, was ein Mops so braucht: Großes Auge, Stupsnäschen, Schmollmundfalten, Kuschelbedürfnis, Anhänglichkeit...
Auch ich bin ihm verfallen, und ich bin sehr froh darüber, daß er eine so gute Familie gefunden hat.

Gestern war er das erste Mal hier zu Besuch. Er kam mit Frauchen und einer weiteren Freundin, und wir hatten einen supertollen Abend!
Und dann! Dann hat er Fauchi entdeckt! Erst war es ihm wohl langweilig, aber dann hat der Herr Schröte sich bewegt. Balu hat ihn ausgiebig beschnuppert, mal dran geleckt, und Fauchi war komplett in seinem Panzer verschwunden...
Dann wurde er angeschoben, und Balu kratzte auf dem Panzer rum. Vielleicht hat er gedacht, daß man den öffnen könnte, damit das lustige Tier wieder zum Vorschein kommt.
Damit das verschreckte Schrötentier nicht zuviel Angst haben muß, hab ich mich dazugelegt und ihm gut zugeredet. Und wie ich es immer mache, wenn Fauchi gestresst ist, knutsch ich ihm auf den Panzer. Eigentlich kommt er dann immer wieder raus, aber gestern hat Fauchi es vorgezogen im sicheren Panzer zu bleiben.
Aber Balu fand das wohl ganz spannend...
Die ausgiebige Fotodokumentation dazu hier:












Danke für den lustigen Abend, Mädels!

Arschlochbaum

29. September 2011

Ok...
Ich habe heute zwei... naja... sagen wir mal ... "witzige" Entdeckungen gemacht.
Vielleicht war es bei der einen Entdeckung bloß Situationskomik, und vielleicht finde die andere Entdeckung nur ich witzig... Aber das darf jeder selbst entscheiden.

Die erste Entdeckung:
Der ein oder andere kennt sie sicher schon.
"Nadine von Frauentausch".
Sie ist nicht die Entdeckung, die ich heute fand. Sie ist nur die Vorgeschichte.
Diese junge Frau zeigte im Fernsehen eine Form von "Nicht-Intelligenz", die mich überhaupt gar nicht bedrückt. Ich will extra nicht Dummheit sagen, weil das irgendwie nicht zutreffen würde. Ich kann mir gut vorstellen, wie sie vielleicht als kleines Mädchen gewesen ist, und dumm war und ist sie sicherlich nicht. Ihr fehlen einfach nur grundlegende Denkfähigkeiten, und ihr scheint es damit recht gut zu gehen. Jedenfalls sieht sie nicht wie ein trauriger Mensch aus.
Für alle die sie noch nicht kennen, oder die nochmal erinnert werden möchten, hier ein kleiner Zusammenschnitt:



"Für meine Kinder kann auch schon mal aus der Dose sein."
Die Art in der sie dort dargestellt wird ist mir irgendwie sogar sympathisch.
Nun folgendes:
Wie es schon im Titel heißt, geht es dort unter anderem auch um Erdbeerkäse (ab Minute 3). Als ich das sah fragte ich mich die ganze Zeit, was wohl dieser ominöse Erdbeerkäse sein soll. Das hatte ich noch nie vorher gehört. Ich dachte eine Weile darüber nach, dann hörte ich damit wieder auf.
Aber heute! Heute früh bei der Arbeit! Wir wollten wie jeden Donnerstag zusammen frühstücken, leerten den Kühlschrank und trugen alles auf den Tisch. Da plötzlich wurde mir alles klar!
Erdbeerkäse!


Und nochmal, weil es so schön ist:


Jetzt! weiß ich was Erdbeerkäse ist!
...
Probieren wollte ich ihn aber trotzdem nicht...

Die zweite Entdeckung:
Der ein oder andere hat sich vielleicht schon gefragt, warum der Beitrag hier eigentlich "Arschlochbaum" heißt. Das liegt an dem Baum, den ich vorhin sah.
Ich hab in fotografiert:


Erstmal sieht er vielleicht gar nicht so sehr wie ein Arschloch aus.
Wenn man das Bild jetzt aber um 180° dreht, mit einer intelligenten Schere den Hintergrund auswählt und diesen dann bei 50% Deckkraft mit #f6f5cd füllt, um das eigentliche Motiv hervorzuheben, hier ein bisschen schneidet, und da ein wenig retuschiert....
Naja dann sieht der Baum halt so aus:


Jetzt leuchtet der Titel ein, oder?
:)

Hast Du gut geschlafen?

13. September 2011

Der vergangene Mittwoch war ein echt anstrengender Tag.
Ich traf anstrengende Kinder, hörte unfassbares von anstrengenden Müttern und unsägliches von Lehrern, wo ich nur den Kopf schütteln und mir auf die Lippen beißen konnte.
Zu allem Überfluß entleerte noch die Batterie einer unserer vielen Rauchmelder ihre letzte Energie und schlug Alarm. Es ist dann nicht so, daß nur diese eine Rauchmelder aus vollen Kräften piept... Nein... Die Mistviecher sind funkverbunden, und es schreien dann ALLE Rauchmelder herz- und trommelfellzerreißend. Die anderen kann man nach und nach ausstellen, aber der betroffene brüllt einem dann noch weiter seinen Zustand in die Frisur. Solange, bis man ihm eine neue Batterie in den Rachen wirft.
Ich war so froh, als ich nach Feierabend und einem Kaffee die letzte Station des Tages anpeilen konnte. Der Supermarkt! Wenn das überstanden ist, könnte ich ein bisschen meine Gitarre quälen, und dann ist Ruhe.

Am Brotregal stand ein Mann, der nach Verzweiflung, Pipi, Hunger, erbrochenem und Alkohol roch. Er nahm einen Kamm aus seiner Hosentasche und sortierte seine ungewaschenen Haare. Seine Finger waren so voller Dreck, daß ich nicht erkennen konnte wo die Fingernägel anfangen. Ich wartete bis er weiterging und griff dann schnell ein Toastbrot. Sein Geruch war so beißend und schwer, daß er einfach stehenblieb, obwohl der Mann schon weitergegangen war. Ich konnte nicht verhindern, daß ich husten und das Gesicht verziehen musste. Der Mann drehte sich ruckartig um, grinste irgendwie... schelmisch und kam wieder zurück.
Er sagte: "Nimm ein anderes Brot!"
- "Warum?"
- "Guck doch! Aus dem hab ich eben zwei Scheiben rausgenommen."
- "Oh! Danke!"
Wir lächelten uns höflich an, ich versuchte nicht zu atmen. Er schluffte wieder weiter, ich legte die Packung ganz nach hinten und nahm mir eine andere. Gedankenvoll ging ich weiter. Er sah so müde aus. Es war so eine Müdigkeit, bei der einfacher Schlaf nicht ausreichen würde. Eine ausgiebige Dusche, eine Rasur, einen anständigen Kaffee, neue Schuhe, einen gewaschenen Mantel, eine magenfreundliche Mahlzeit mit anständigen Zähnen, eine Umarmung von Herzen und ein sauberes warmes weiches Bett dachte ich, könnten seine Müdigkeit vielleicht für einen kurzen Moment bei Seite legen. Aber das war nur Spekulation. Ich sah an ihm einfach nur Resignation, Müdigkeit und tiefes Unglück.
Ich kam an der Wursttheke an, und er stand wieder vor mir. Er fragte höflich aber eine Antwort aus seinen Vorstellungen fordernd, ob er ein oder zwei Scheiben Mortadella bekommen könnte. Es dürfte auch gerne Verschnitt sein. Er hielt der Dame die beiden Scheiben Toast vors Gesicht, und sie verzog es ebenso unkontrolliert, wie ich es vorher tat. Sie lächelte professionell, sagte "Gerne!" und legte ihm eine frisch geschnitte Scheibe Mortadella aus der Auslage auf jede Toastscheibe. Er bedankte sich und ging weiter.
Ich sah die Frau an und fragte mich, ob sie sich nicht wunderte, wo er die Toastscheiben her hat. Aber sie war schon wieder mit anderen Kunden beschäftigt.
Auf dem Weg zur Kasse ging ich an der Haushaltswarenabteilung vorbei und sah wie der Mann eine Packung Frischhaltefolie öffnete, etwas herausnahm und seine Brote einwickelte. Ich musste grinsen. Er tat alles so, als wäre er in seiner riesigen Küche. Ganz selbstverständlich. Und niemandem schien es aufzufallen.
An der Kasse dann stand er hinter mir, und ich wollte nur noch frische Luft. Ich versuchte alles schnell einzupacken und sah, wie er eine Dose Bier mit einem Leergutbon bezahlte. Er verließ den Laden, und die Frau an der Kasse besprühte mit hysterischem Blick alles mit Desinfektionsspray.

Noch zu Hause musste ich über diesen Mann nachdenken. Undefinierte Gedanken, die ich mehr fühlte als dachte.
Ich spielte meine Gitarre und sang meine Stimme. Der Tag war vorbei.
Am nächsten Tag war mir elend. Mein Rücken tat so weh, es war viel zu früh, der Kaffee schmeckte nicht, ich hatte Husten, und ich hatte nicht das Gefühl wirklich geschlafen zu haben. Zum Jammern war mir.
Dann musste ich wieder an den Mann denken und schämte mich kurz ein bisschen über meine Unzufriedenheit. Ich sollte froh sein.

Später dann konnte ich mir eine Pause von der Arbeit freischaufeln, und ich freute mich auf eine Zigarette auf der Parkbank.
Auf der Nachbarparkbank saß der Mann vom Vortag. Seine Haare waren kürzer, und sein Gesicht war rasiert. Die Finger hatten Hautfarbe, und es stieg kein beißender Geruch auf. Er lächelte zahnlos in einen löchrigen Jutebeutel hinein und machte Geräusche, als würde er gleich "Hehehehe!" sagen. Aus dem Beutel zog er ein Gebiß und setzte es ein. Er stellte die Dose Bier auf die Bank und packte grinsend zwei Scheiben Toast mit Mortadella aus. Eine Scheibe Mortadella legte er auf die Folie, klappte die beiden Brotscheiben zusammen und biß genüßlich rein. Dann öffnete er das Bier, trank einen großen Schluck und machte das typische "Ahhhh!" Geräusch nach dem Trinken. Er wurde abgelenkt, als ich meine Zigarette anzündete. Er kaute hastig auf und fragte, ob er die haben könnte. Da ich nur diese bei mir hatte, machte ich sie vorsichtig wieder aus und legte ein Feuerzeug und die Zigarette neben sein Bier. "Oh! Toll! Dankeschön." Er grinste die ganze Zeit. "Hast Du gut geschlafen?", fragte ich, und er kaute "Ja, sehr gut sogar!" Ich stand auf und ging wieder zurück. Hätte er keine Ohren, hätte er im Kreis grinsen können "Hmhm! Ich wünsch Dir einen schönen Tag!", sagte er. - "Danke. Den wünsche ich Dir auch."

Lüneburgschen Anzeigen Teil 2

7. September 2011

Tja, was soll ich sagen...
Ich postete das ganze bei Facebook, und eine sehr liebe Journalistin war direkt interessiert einen Artikel über diesen Fund zu schreiben.
Sie kam, hörte geduldig zu und schrieb...


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Zeitzeugnis aus Papier
M_____________ entdeckt Zeitungsausschnitte aus dem Jahr 1908 im Spalt eines Holzbalkens


dax Lüneburg.
Ihren Enkelkindern hat E__________ schon Bescheid gesagt: Oma kommt in die Zeitung. Der Pressetermin führt die 92-Jährige in die Vergangenheit, in jenes Dachgeschoss, das Ehemann Heinz vor mehr als 60 Jahren ausbaute. Seither lebt sie in dem charmant-schiefen Lüneburger Altstadt-Haus, mittlerweile ein paar Etagen tiefer. Vor sieben Jahren zogen M_____________ und Tochter D_____ unters Dach. Bei der Renovierung entdeckte die junge Mutter Dämmmaterial der besonderen Art: alte Zeitungsausschnitte der "Lüneburgischen Anzeigen", dem Vorgänger der Landeszeitung, aus dem Jahr 1908.

"Forstmeister Herlövs Schlitten hielt vor der Tür, und der Forstmeister und seine Frau saßen wohlverpackt in großen Pelzen und warmen Fußsäcken darin. . . . Der Forstmeister knallte mit der Peitsche, und unter klingendem Schellengeläute setzten sich die Braunen in Bewegung." Es ist ein Auszug aus der Novelle "Besuch im Forsthause", den M_____________ flach geknüllt in den Ritzen eines Holzbalkens gefunden hat.

Ebenso wie ein Zeitungspapier mit Tipps für das Kurieren einer Magenverstimmung unter dem Titel "Gemeinnütziges": "Wer sich den Magen verdorben hat, kuriert sich selbst, und zwar durch das einfache Mittel des gänzlichen Fastens während 24 Stunden." M_____________ schmunzelt. "Das ist nicht wirklich anders als heute."

Das Datum der Ausgabe ist noch gut zu lesen: 29. März 1908. Die Auszüge stammen aus der Sonntagsbeilage mit dem Titel "Erica". Am Montag ist die Zeitung damals noch nicht erschienen. "Eine Freundin wohnt auch an der Neuen Sülze. Die Wände waren dort mit Zeitungen tapeziert", sagt M_____________. Ihre Nachbarin E__________ erinnert sich noch gut daran, wie ihre Bleibe damals geschnitten war. Damals, als sie noch mit Ehemann Heinz im Dachgeschoss lebte. "Wir sind am 23. Dezember 1949 eingezogen. Mein Mann, mein Sohn und ich hatten gemeinsam ein Zimmer." Heinz Wagner verstarb im Alter von 48 Jahren, Ehefrau Elli entschied sich, weiter in dem Stadthaus zu wohnen.

Dass es im Wohnungsbau der 30er- bis 50er-Jahre nicht unüblich war, Wände mit Zeitungen zu bekleben oder diese als Dämmmaterial zu nutzen, erklärt Peter Wegner, Vizepräsident des Bundesverbands Wohneigentum: "Damit wurde der rauhe Putz ausgeglichen, und es war zugleich eine Isolierung." In den 50er-Jahren hatten die Siedlungshäuser einen Spitzboden - die oberste Decke war mit Lehmschlag ausgefüllt, die Deckenkonstruktion bestand aus grobem Rauhspund. "Der Lehmschlag konnte durch die ausgelegten Zeitungen auf dem Rauhspund nicht durchsickern, zusätzlich wurde mit den Blättern gedämmt", sagt Wegner. Die Zeitungsisolierung finde sich heute noch in alten Bauernhäusern und im Siedlungsbau der Jahre 1936 bis 1955. "Zum Vorschein kommt die Bauweise erst bei Abbruch- oder Renovierungsarbeiten."
03.09.2011
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Quelle: www.landeszeitung.de

Lüneburgschen Anzeigen

24. August 2011

Vor etwa sieben Jahren zog ich mit meiner Tochter in diese tolle Wohnung am Anfang des Senkungsgebiets.
Altbau. Ich liebe Altbau.
Saniert ist es hier auch, und das Haus wird regelmäßig "gewartet", damit es keine unangenehmen Überraschungen gibt. Durch meine ganze Wohnung zieht sich ein alter Fachwerkbalken, den ich besonders hübsch finde.
Im Wohnzimmer befindet sich direkt neben einem Längsbalken in der Wand eine alte Telefonbüchse. Als ich hier einzog steckte ich mein altes Telefon mit dem ebenso alten Telefonstecker in diese wirklich alte Telefonbüchse und stellte fest, daß sie nicht mehr funktioniert. Am anderen Ende des Raumes befand sich die neue Dose. Da mein Telefonstecker aber leider kaputt war, konnte ich ihn nicht einfach so wieder herausziehen. Eine Hälfte wäre für immer in der alten Büchse geblieben. Also blieb mir nichts anderes übrig als mit einem Kaffee bewaffnet den Stecker langsamst hin und her zu ruckeln, und ihn so ganz sanft rauszuschieben.
So saß ich da eine gefühlte Ewigkeit, trank Kaffee, übte mich in Feinmotorik und betrachtete den Balken.
Das Holz ist alt, und weist an einigen Stellen deutliche Schwindrisse auf. Ich sah in einen großen Riss und bemerkte, daß ein Weberknecht darin wohnt. Ich holte eine Taschenlampe um nachzusehen, ob da hoffentlich nicht noch andere Leute ihre Villen drin gebaut haben. Holzböcke oder so. Was für eine furchtbare Vorstellung!
Ich entdeckte keine anderen Lebewesen, aber irgendetwas steckte ganz hinten tief im Riss. Mit den Fingern kam ich nicht ran, also holte ich eine Pinzette.
Zeitungspapier! Ich zog einige Stücke zerknülltes Zeitungspapier aus dem Balken, und dachte mir scherzhaft: "Hoffentlich ist es keine tragende Zeitung...!"
Als ich alle Stücke befreit hatte, glätte ich sie und war sehr überrascht.

Es waren Zeitungsteile der "Lüneburgschen Anzeigen" vom 29. März 1908! Leider fehlt der Teil, aber es lässt sich auf dem Titelblatt erahnen, daß die Zeitung schon damals von der "Von Stern'schen Buchdruckerei" gedruckt wurde.

Das werde ich nochmal recherchieren.

Das Papier der Zeitung war weder laubtrocken, noch wies es Schimmel auf. Es war einfach nur alt. Das beruhigte mich.
Ich ging direkt runter zu meiner Nachbarin Frau W. (ich berichtete vor kurzem von ihr) und las ihr aus der Zeitung vor, die nur knapp älter ist als sie. Sie sagte, daß sie erwähnt werden möchte, sollte ich es der heutigen LZ schicken, und man würde vielleicht darüber berichten. Ich werde ihre Bitte weiterleiten.

Hier noch zwei gut lesbare teile der Ausschnitte:
(zur größeren Ansicht auf die Bilder klicken)


Was für ein spannender Fund...

Mir dämmerts...

23. August 2011

Es war so leise.
Sonntag morgen ging ich über den Sande nach Hause. Über den ganzen Tag verteilt hatte ich eine Menge Alkohol getrunken.
Samstag früh fing es mit Sekt und Zitronensorbet bei einem Familientreffen bei meinen Eltern an. Es folgte noch mehr Sekt. Dann kam ein Alster zum Essen.
Später packte ich zwei meiner liebsten ein, und wir latschten stundenlang durchs "beschauliche" Heimatdorf.

Sonne.


Wärme.

Spaß.

Blödsinn.

Als wir zurück waren gab es Kaffee, Kuchen und Kaffee. Dann noch Kaffee.
Danach war es ein Aquavit... der mir fast im Halse stecken blieb.
Ich musste ihn mit einem weiteren Alster neutralisieren.

Später dann am Abend war ich auf der Geburtstagsfeier eines lieben Freundes.
Da waren Sekt und Leute und Bier.

Es wurde wirklich spät, und ich trat den Heimweg an.
Mein Kopf war voller Dinge. Voller lauter Dinge. Ich dachte einen Gedanken, der hallte dann so in meinem Kopf rum und ignorierte, daß bereits ein neuer Gedanke gedacht wurde. Der zweite hallte auch, ein dritter folgte... und so weiter. Das einzige was ich nicht bemerkte war der Alkohol. Der hatte sich irgendwo versteckt und machte mich nur unzufrieden. Es war so laut, daß ich nicht nach Hause und schlafen gehen wollte. Mir kam es gerade recht, daß mein Weg "zufällig" an meiner Lieblingskneipe vorbeiführte. Ich kehrte ein und traf sofort lauter tolle Leute.
Es folgte Bier, ein ausgiebiges Gespräch mit einer alten lieben Freundin die sich auch spontan dahin verirrte, Bärenfang und wieder Bier.
Es wurde ruhiger, es wurde hell. Ein guter Zeitpunkt.

Ich trat nun wirklich den Heimweg an.

Drei Dinge fielen mir sofort auf:
Die Helligkeit machte mir überhaupt nichts aus!
Mein Körper machte Bewegungen, die ich nicht erwartet hatte.
Es war unglaublich leise.

Die Stille war ebenso erfrischend wie diese warme Morgendämmerung. Normalerweise wäre es mir ein bisschen zu kalt gewesen, aber das wollte ich ganz spüren. Ich zog meinen Pullover wieder aus und ging im T-Shirt weiter.
Am Sande blieb ich stehen und atmete. Das Taxi das vorbeifuhr schien fast gar keine Geräusche von sich zu geben. Der Taxifahrer winkte, aber ich hatte keine Lust zu lächeln. Ich starrte in den Himmel und genoß es darunter zu stehen.

Ich sah zum Kirchturm und schoß ein Foto.

Die Uhr schlug sechs, ich drehte mich um und schoß noch ein Foto.

Jetzt lächelte ich und ging heim.
Ich war zufrieden.

Und als ob der Himmel mich nochmal an diesen Zustand erinnern wollte, tat er am Montag abend das hier:


 
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