Undercover

31. März 2011

Wenn man an sonnigen Tagen durch die Gegend geht und aufmerksam genug ist, kann man kleine lustige Dinge entdecken.
Ich zum Beispiel habe einen Undercover-Agenten ausfindig gemacht.



Ok... Ich gebs zu. Das war leicht. Seine Tarnung war nun wirklich nicht die beste...

Mein Rabe und ich

28. März 2011

Am Donnerstag ist meine liebe Tochter 12 Jahre alt geworden.
Und soll man mich ruhig für bekloppt halten, aber... Jedes Jahr spielt sich in mir das gleiche ab. Ich werde sentimental, und ich denke an die Zeit vor ihrer Geburt und daran wie es dann war, als sie nun endlich bei uns war. Es sind tolle Erinnerungen.
Zumindest male ich ich mir alles toll.
Leicht war es nicht, denn ich war gerade 18 als sie zur Welt kam. Ich war noch genauso klein wie meine Freunde die ich damals hatte. Alle befanden sich in irgendwelchen "Findungsphasen" und gingen auf Partys und wechselten Partner, sie fingen an zu studieren oder hatten Krach mit ihren Eltern. Es war halt diese Phase wo die Pubertät sich dem Ende neigt und man sich noch einige Jahre davor drückt tatsächlich erwachsen zu sein. Und genau in dieser Zeit mutierte ich zu einem hormonbeladenen Mutterschiff. Ich zog mit dem Vater meiner Tochter zusammen, faselte von "Verantwortung" und "Bodenständigkeitkeit", war vollends am "Nestfieber" erkrankt und boykottierte auf bissige und ziegenhafte Art die Saufgelage die jetzt in der "coolen neuen Bude" angedacht waren. Ich wurde immer runder und furienhafter und wollte lieber, daß das Kinderbett zusammengebaut wird, als daß man das nächste Metalfestival plant.
Ich stieß auf Unverständnis, und Freunde zogen sich zurück. Ich war zu einem dunklen und unhaltbaren Zustand geworden. Auf einer Party platzte mir in den Morgenstunden die Hutschnur, und ich bewarf meinen Partner und unsere Freunde mit Dosenbier, weil ich schlafen wollte und jemand umgehend die Kotze aus dem Badezimmer entfernen sollte.
Der Höhepunkt war erreicht. Es rief kaum jemand mehr an oder kam uns besuchen. Mein Partner machte mir Vorwürfe, daß man so nicht mit Freunden umgehen kann, und daß er so langsam auch keine Lust mehr auf meine Zickigkeit hat. Und er hatte Recht.
Man sollte seine Freunde nicht mit Dosenbier bewerfen.
Es entstand eine traurig ruhige und nachdenkliche Zeit für mich. Ich machte mir Gedanken über mich und uns, die anderen, den Frühling die Zukunft und alles andere auch.
In dieser Zeit verliebte ich mich in ein Buch. Ich hab es nie gelesen, aber ich bin bis heute unsterblich verliebt. Ich hatte immer das Gefühl, daß man es nicht lesen muß, weil es ein aussagekräftiges Comic ist. Es ist von Pierre Christin und heißt "Die Kreuzfahrt der vergessenen". Enes Bilalović hat die großartigen Bilder gezeichnet. Ein Bild hat es mir besonders angetan. Das mit dem Raben. Ich weiß nicht, wie das Bild heißt.
Immer wieder hab ich mir das Buch aus dem Regal genommen, die Seiten geblättert um die Bilder zu sehen und mich auf die letzten Seiten gefreut, weil da der Rabe war. Das Bild ist düster. Eine mit Tinte angefertigte Strichzeichnung. Der Rabe sitzt auf der Hand eines Mannes, und beide strahlen Stolz und Erhabenheit aus. Sie sind so innig miteinander, daß ich mich immer wohl und zuversichtlich fühle, wenn ich sie ansehe. Ich habe das Bild zum Anlass genommen ruhiger zu werden. Wenn das Leben nichts als ein düsteres Bild bietet, kann man trotzdem da stehen und mit sich und seiner Welt innig sein. Ich könnte es ja einfach mal versuchen.
Und so kam es dann, daß mein Partner mir mit höchster Vorsicht zu erklären versuchte, daß am Folgen Wochenende einige Leute da wären... Und ich sagte nur "Ja, ist ok." und kaufte mir Ohropax. Ich fragte vorsichtahalber eine Freundin, ob ich an diesem Wochenende bei ihr übernachten könnte und machte mir einen Plan, wie ich mich beschäftigen könnte ohne "die Jungs" beim Feiern zu stören. Da hatte ich DIE Idee. Einmal möchte ich wirklich in dieses Bild eintauchen. Ich werde es nachzeichnen! Mit Feder und Scriptol auf einem DinA 3 Blatt. Und das fertige Exemplar werde ich einer Freundin zum Geburtstag schenken. Sie hat Verständnis für solche Tiefsinnigkeiten und würde sich sehr freuen.
Es folgte ein Wochenende voller Ironie. Ich versuchte nicht daran zu denken, daß ich morgen wahrscheinlich die widerlichsten Körperflüssigkeiten aus den ungewöhnlichsten Ecken rauswischen, die kaputtesten Typen vom Boden aufräumen müsste und es Jahre bräuchte, bis die Wohnung nicht mehr wie eine Lederjackenräucherei riecht. Bewaffnet mit dem guten Hörschutz aus Wachs fing ich an Strich für Strich in das Bild zu tauchen. Ich pinselte, trank Tee, rückte ab und an den zappelnden Bauch zurecht und tauchte und fühlte mich wohl. Irgendwann fiel mir auf, daß ich gar keinen Lärm wahrnehme. Also gar keinen. Der einzige Krach war die Stille. Ich konnte quasi das Nichtvorhandensein von Geräuschen hören. Als ich die Ohrstöpsel rausnahm konnte ich kleine klackernde und blätternde Geräusche hören. Ich ging ins Wohnzimmer und traute meinen Augen nicht. Da sitzen die langhaarigen da ganz brav und spielen CLUEDO! Sie wollten mich mit einem stressfreien Abend überraschen. Aber da ich offensichtlich beschäftigt war, wollten sie mich nicht stören und haben schonmal ohne mich angefangen... Ja... Und da ich wirklich beschäftigt war bedankte und entschuldigte ich mich und ging weiterpinseln.
Als ich mitten in der Nacht fertig und stolz und erschöpft war, schliefen schon alle wohlsortiert mit Decken auf Sofas und in Betten. Die Aschenbecher wurden geleert, und auch das Badezimmer sah ganz anständig aus.
So entstand mein erstes Bild mit dem Raben, und wie gedacht verschenkte ich es. Aber ich hab es immer vermisst.
Etwa fünf Jahre später zog ich mit dem Kind aus diesem Haus aus und nahm mir mit der Freundin die damals dieses Bild bekam eine große Wohnung.
Und da war er wieder. Mein Rabe. Der Mann. Die Ruhe. Mein Zuhause. Ich tat wohl das verrückteste, was ich je tat. Ich lieh mir das Bild aus und zeichnete es nochmal. Einen Abend und eine Nacht saß ich da, trank Wein, dachte an damals und tauchte Strich für Strich wieder in mein Heim ein, und diesesmal würde ich es nicht gehen lassen. Es soll bei mir bleiben und immer dort hängen, wo ich es sehen kann.
Mittlerweile wohnen mein Mädchen und ich allein.
Am letzten Donnerstag dann war einer "der Jungs" hier. Wir feierten den Geburtstag meiner Tochter, und als sie schon im Bett war feierten wir weiter. Und wir redeten von damals und erinnerten uns, und wir freuten uns darüber was bisher aus uns geworden ist. Selten habe ich so oft auf dieses Bild geguckt wie an diesem Abend.



Ich bin froh, daß ich zu Hause bin.

Colliection

22. März 2011

Ja...
Da fehlen mir auch die Worte...

Zug fahren

21. März 2011

In regelmäßig unregelmäßigen Abständen fahre ich mit dem Zug von Lüneburg nach Kiel und ein paar Tage später wieder zurück.
Meistens läuft das so:
Ich kaufe mir in Lüneburg eine Fahrkarte nach Hamburg für siebeneurosoundsovielsechzig. Dann steige ich in Hamburg aus, stelle mich an einen bestimmten Fahrkartenautomaten und werde nach ungefähr zwei Sekunden von jemandem etwa so angesprochen: "Fährssu Kiel!? Ischab Blatz frei." Dann sag ich "Oh ja, gerne." Der meist männliche Akteur in dieser Geschichte spricht noch drei weitere reisende an, und man geht dann zu fünft zum Zug. Man sitzt dann da und hofft, daß man sich nicht mit kuriosen Leuten unterhalten muß und tut unbeteiligt. Irgendwann während der Fahrt sammelt der Mann dann von jedem Mitfahrer acht Euro ein und freut sich. Er hat am Morgen ein "Schleswig-Holstein-Ticket" für 38 Euro gekauft und fährt nun den ganzen Tag lang so wie eben beschrieben von Hamburg nach Kiel und zurück. Eine Rechenaufgabe. Wenn er nun vier mal nach Kiel fährt hat er am Ende 256 Euro. Abzüglich der Karte hat er einen Gewinn von 218 Euro.
Auch so kann man sich seine Brötchen verdienen.
In Kiel fahre ich dann noch mit dem Bus weiter und habe für etwa 17 Euro mein Ziel erreicht. Ich weiß gar nicht mehr wie teuer so eine Einzelkarte von Lüneburg nach Kiel eigentlich ist. Es müssten so um die 28 Euro sein. Also freue ich mich auch, denn ich habe 11 Euro gespart.

An diesem Wochenende war allerdings alles anders.
Der Zug kam in Hamburg etwas verspätet an, und niemand sprach mich an. Ich fürchtete schon, daß ich den vollen Preis zahlen müsste. Gerade wollte ich die Karte kaufen, als ein grimmig guckender "Nico" daherkam und sagte "Ich hab einen Schwerbehindertenausweis B, und Du kannst als Begleitperson mitfahren!"
Und ich dachte "HUAH! ACHDUMEINEGÜTE!", sagte aber "Hm... Zeigst Du mir den Ausweis? ... Ok, gerne. Wieviel willst Du haben?"
Nico: "10!"
Ich: "10? Nö! Mit einem Schleswig-Holstein-Ticket würde ich höchstens 8 zahlen."
Nico: "Das ist kein Schleswig-Holstein-Ticket. 10!"
Ich: "Ich weiß. Aber... Nein danke. Ich such mir hier dann lieber noch Leute zusammen."
Nico: "Nagut. 8 und ne Zigarette."
Tja. So gab ich eine Zigarette her und trottete dem noch grimmiger guckenden Nico hinterher. Er wollte unbedingt ganz hinten im Fahrradabteil sitzen. Mir war das egal. Ich wollte jetzt nur schnell in Kiel ankommen.
In diesem Fahrradabteil saß ein Mädchen mit einer Gitarre. Ok. Sie ist kein Mädchen. Eher eine junge Frau. Aber wie sie da saß... Ein dick gepackter Rucksack aus dem ein Apfel guckte, eine Flasche Weißwein zu ihren Füßen, die feinen frisch gewaschenen Haare zu einem Knoten gebunden, ein reines ungeschminktes Gesicht dessen Augen wahrscheinlich schon viel gesehen haben. Da saß sie mit ihrer Gitarre auf dem Schoß und spielte und sang. Sie sang davon, daß das Leben manchmal komische Wege geht, und daß auch sie weiterziehen muß. Ihre Stimme klang, als ob sie noch viel lauter und gefühlvoller klingen könnte. Es klang in meinen Ohren großartig. Aber sie wurde unsicherer, je mehr Leute ins Abteil kamen. Sie hörte auf zu spielen und sagte, daß sie dachte hier hinten fast allein zu sein. Sie wüsste jetzt nicht, was sie spielen sollte.
Tja. ... Ich holte aus meinem Rucksack mein "Blackbook". Mein Blackbook ist eine unordentliche Sammlung von Texten und Akkorden von Liedern verschiedenster Art. Es stehen in hübschester Kalligrapierter Schrift Texte drin, es gibt gezeichnete Bilder, und überall stecken handgekritzelte Zettel und ausgedruckte Blätter drin. Man muß es vorsichtig halten, weil sonst alles der Schwerkraft zum Opfer fällt und sich auf dem Fußboden verteilt. Ich reichte es ihr feierlich und sagte, daß sie mal gucken soll, ob ihr davon was gefällt. Sie war überrascht und blätterte alles durch. Schnell stellte sie fest, daß sie kaum etwas davon kennt. Also vielleicht, aber sie wüsste jetzt nicht... So gab sie Gitarre und Buch an mich und wünschte sich Lieder. Wir unterhielten uns, sie spielte mir was vor, ich zeigte ihr ein anderes Lied, sie sang, ich hörte, Nico lächelte. Die vielen Leute die entweder verzückt stehen blieben oder genervt das Abteil verließen störten überhaupt gar nicht. Nach gefühlten fünf Minuten waren wir dann in Kiel.
Was für eine tolle Fahrt.

♥ Und was für ein tolles Wochenende.
Es gab Entspannung, einen schönen Mann, drei wunderschöne Katzen, viel Schlaf, eine Badewanne, vorzügliches Essen, einen Fernseher, einen Gamecube, hab ich den schönen Mann erwähnt? ♥
Und leider gab es auch die Zeit, denn ich musste zurück nach Hause.

So eine Rückfahrt läuft im Normalfall ebenso, wie es oben geschrieben steht. Und so kam es auch.
Fast.
... zu sechst (?) stiegen wir in den Zug, und ich bemerkte jetzt erst, daß wir eine Person zuviel dabei haben. Der Mann mit der Fahrkarte verkündete, daß er diese Fahrt nicht mehr mitmacht, er würde uns das Ticket geben. Falls noch jemand weiterfahren wollte, es ist ein "Schönes Wochenend Ticket". Mit diesem Ticket kann man für 39 Euro mit fünf Personen an Samstagen oder Sonntagen durch ganz Deutschland fahren.
Eine junge Frau sagte, sie müsse nach Hannover. Dafür muß sie durch Lüneburg fahren. Was für ein Glück! Der Mann sammelte von jedem acht Euro ein, freute sich, wünschte eine gute Reise und ging.
Die Frau und ich saßen zusammen und quatschten. Ja, wir haben wirklich gequatscht. Die ganze Fahrt über! Eine sehr angenehme Person und eine sehr angenehme Rückfahrt.

Zug fahren kann so schön sein.

Baustelle

15. März 2011

Bevor wir unsere Reise nach Hamburg angetreten haben, hat Fauchi mich bei der Arbeit besucht.
Bei dem Anblick so vieler Kinder hat er vor Schreck sein ganzes Körbchen vollgek****. Was ja schonmal gut ist. Das soll ja alles raus.
Während der gesamten Hinfahrt hat Fauchi einen Steptanz nach dem anderen vorgeführt. Es wurde geklatscht und gejubelt, und ich sagte noch "Spar Deine Energien!".
Angekommen.
Wenn jemand mal Hilfe mit seinem Reptil braucht, kann ich
(klick-> diese Ärzte <-klick)
nur empfehlen. Irgendwie arbeiten da nur Frauen, das Klima ist aber trotzdem gut.
Nun ist es mit Schildkröten ja so, daß man da nicht mal eben das Bäuchlein massieren kann oder so. Der einzig geeignete Zugang zu Magen- und Darmproblemen ist... (<grausige Musik) "die Kloake"! (/grausige Musik>)
Fauchi hat aus Leibenskräften bewiesen woher dieser Name kommt.
Nachdem die Frau Doktor das Tier entleert und auf links gekrempelt hat sagte sie "Oh! Schauen sie mal! Ein Männchen!" Mir wurde ein bisschen blümerant, freute mich aber, daß ich in meiner Ahnung bestätigt war. Fauchi ist ein Kerl. Männliche Schildkröten tragen ihr Geschlecht zum Schutz in einer "kleinen Tasche" in der Kloake. Schlaue Leute.
Dennoch. Soviel Stress ist Fauchi gar nicht gewohnt. Damit er nicht die ganze Zeit in seinem Panzer bleibt, zog man ihn mit einem kleinen Metallhaken am "Schnabel" heraus. Es folgte ein Einlauf, ein Bad und Blutabnahme am Kopf.
Das Ergebnis: Jahrelange falsche Ernährung. Die Nierenwerte sind nicht gut, und die Verstopfung besteht weiterhin. Bindehautentzündung, Kalkmangel.... Kurz: Das Tier ist eine einzige Baustelle.
Die Therapie: Alle drei Tage soll ich Fauchi ein Antibiotikum und ein Bepanthen/Öl Gemisch spritzen. Ja, spritzen! Aber was tut man nicht alles. Wenn mich niemand auf die dabei entstehenden Schweißausbrüche anspricht, schaff ich das. Außerdem gibt es täglich ein pulverisiertes Viertel einer Tablette gegen Nierengrah in die Gurke gemischt sowie ein 20minütiges handwarmes Bad. Augensalbe und eine Extraportion "Dutzidutzi".
In drei Wochen soll ich wiederkommen. Herrje.
Ich bin besorgt und zuversichtlich zugleich. Leiht mir Eure Daumen, damit ich mehr zum Drücken hab.

Ach und weh...

12. März 2011

Es bleibt vorerst traurig.
Fauchi wurde heute nochmal geröngt, und es sieht noch nicht besser aus. Am Montag soll ich sie in die Reptilienklinik in Hamburg-Altona bringen. Sollte es bis dahin noch immer nicht besser sein, würde eine OP anstehen.
Ich werde mich nochmal eingehend mit dieser lieben Kröte unterhalten. Vielleicht finde ich den Selbstheilungsknopf.
Wenigstens frisst sie und spaziert ab und an herum. Solange ihre Beine sie tragen.

Aktuelle Stimmung:
Das Original ist von der australischen Sängerin "Sia".
... die Qualität, ich weiß... Tonstudioschenkungen nehme ich gerne an... ;)

Eine traurige Geschichte

9. März 2011

Es war einmal ein schöner Sommertag.
An diesem schönen Tag ging eine schöne Frau mit einem schönen Mann spazieren.
... durch einen schönen Wald. Sie unterhielten sich und standen, sie guckten und saßen. Ein Bächlein rann an ihnen vorbei, ein Gehölz raschelte.
Sie: "Was ist das denn!?"
Er: "Äh.... Ich glaube eine Schildkröte!"
Sie: "Ob die schwimmen kann?"
Sie setzte die Schildkröte ins Wasser. Die blubberte und strampelte...
Er: "Die arme!"
Sie: "Ich rette sie!"
Sie nahm das gestresste Reptil mit zu sich nach Hause. Es fauchte und schnaubte und blähte den Hals. Die schöne Frau taufte das Tier auf den Namen "Fauchi", richtete ein Terrarium mit Heu und Hamsterspäne ein, und gab ihm Salat und Äpfel zu fressen.
Zu etwa dieser Zeit zog der Vater meiner Tochter in dieses Haus und begann die schöne Frau zu lieben. Meine Tochter war zu höchst begeistert und kümmerte sich und erzählte "Fauchi hier, Fauchi da!"
Der Sommer ging, der Herbst kam.
Ich erzählte den dreien, daß Schildkröten Winterruhe halten. Das sei wichtig. Sie sollten einen Arzt aufsuchen und besprechen was zu tun wäre. Sie brachte es nicht übers Herz, er ergab sich. Fauchi verbrachte den Winter im Terrarium oder auf dem Sofa. Man ließ ihn auf dem Fußboden laufen und der Katze nachjagen. Es gab reichlich Früchte und Katzenfutter zu essen. Fauchi wuchs und wuchs, der Panzer verformte sich.
Ich erzählte, daß Schildkröten auf keinen Fall Fleisch essen sollen. Der Darm! Denkt an den Darm! Es ist viel zu viel Eiweiß im Fleisch. Und die Früchte! Bitte gebt ihm keine Bananen, Äpfel und all diese Dinge. Es ist viel zu viel Zucker in den Früchten. Denkt doch an den Darm!
"Aber er frisst es doch so gerne!" sagte die schöne Frau.
Der Winter ging, der Frühling kam.
Fauchi durfte wieder im Garten wohnen. Der schöne große Garten. Fauchi grub sich Wohnhöhlen, badete im Klee, genoß die Sonne und das Leben. Ebenso nistete sich mein Kind in diesem Garten ein. Sie erlebten den Sommer zusammen und kamen sich näher. Das Kind schlief in der Abendsonne, und Die Schildkröte schlief in ihrer Armbeuge.
Der Sommer ging, der Herbst kam...
Alles wiederholte sich. Mittlerweile bekam Fauchi auch kleine Kochreste zu essen. kleine abgeschnitte Putenfleischstückchen die gleich in die Pfanne sollten. Der Panzer verformte sich immer mehr, Fauchi wurde immer träger.
Drei Jahre ging es so. Mir blutete das Herz.
Im Januar sagte die schöne Frau: "Im Mai kommt mein Baby zur Welt. Da hab ich bestimmt viel zu tun. Und irgendwie habe ich festgestellt, daß so eine Schildkröte irgendwie nicht so mein Haustier ist...  Ich glaube, ich bringe sie wieder in den Wald."
Bis jetzt bin ich entsetzt und sprachlos. Das Kind weinte und flehte: "Fauchi stirbt im Wald! Bitte hol ihn zu uns nach Hause! Bitte..."
Seit Ende Januar wohnt Fauchi nun bei uns. Es geht ihm schlecht. Ich habe die Hamsterspäne durch Terrarienstreu ausgetauscht, es gibt Salat und Gurke und Schildkrötenpellets zu essen. Fauchi hat ein kleines Schlafhäuschen im Terrarium, und er wurde zusehends agiler. Mittlerweile hat er einen guten Bezug zu mir. Wir haben eine passende Kommunikationsebene gefunden, und er reagiert sogar auf seinen Namen. Manchmal boxt er mich oder versucht mir in den Finger zu beißen. Und manchmal lege ich mich zu ihm auf den Fußboden, und er reibt seinen kleinen Kopf an meiner Nase oder schläft an meinem Hals ein. Das Kind ist froh und erleichtert und irgendwie stolz.
Dennoch merkt man deutlich, daß Fauchi nicht ganz gesund ist. Und heute... Heute hatte Fauchi einen Darmvorfall. Es war eine Qual. Offensichtlich war das ganze sehr schmerzvoll. Fauchi wagte es nicht seinen Panzer auf den Boden zu legen, stand wackelig auf "Zehenspitzen" da und fauchte. Ich nahm ihn hoch und half ihm mit einer Massage. Beim Tierarzt stellte sich heraus, daß ein schlimmer Darmverschluß vorliegt. Auslöser ist ein Fremdkörper im Darm, wahrscheinlich Hamsterspäne. Durch falsche Ernährung und fehlende Winterruhe, sind die inneren Organe, insbesondere der Darm stark geschwächt. Der Fremdkörper konnte nicht abtransportiert werden. Nun bekommt Fauchi Antibiotika und Paraffinöl, und es besteht Lebensgefahr. Am Samstag ist der nächste Tierarzttermin, und ich bete. Ich bete nicht oft, aber jetzt tu ichs.
Ich wünschte, die schöne Frau hätte dieses Leid gesehen. Ich befürchte aber, daß sie auf diesem Auge blind ist.

Wir wollen Fauchi nicht verlieren.

Dreiteiler

8. März 2011

Ich hab immer soviel Zeuch im Kopf. Schlaue Sprüche, tiefsinnige Diskusionen, Philosophien, Verschwörungstheorien, lustige Anekdoten, gruselige Erlebnisse....
Nun dachte ich, daß wenn ich hier eine Möglichkeit habe alles aufzuschreiben und schick mit Bildern oder Links zu versehen, dann würde ich nur so vor Texten sprühen.
Naja. Stattdessen sitze ich hier und male bekloppte Bilder...



In schönem GeWand

6. März 2011

Tolle Kunst, die man bei einem Spaziergang findet...

gefunden in der Glockenstraße in Lüneburg


gefunden in der Zollstraße in Lüneburg


gefunden in der Plankenstraße in Winsen/Luhe


gefunden in der Salzstraße in Lüneburg

Star Wars

4. März 2011

Wenn man mit Kindern arbeitet entwickelt man zwangsläufig irgendwann denkwürdige Eigenarten.
Leute zum Beispiel die dauerhaft mit kleinen Kindern arbeiten...
Die übernehmen oft die Kindersprache und reden mit ihrem Partner, als ob der nicht ganz dicht wäre. Sie helfen dem eigenen 10jährigen Kind morgens die Zahnpastatube aufzudrehen, oder sie summen in einer furchtbaren Kopfstimme "Zeigt her eure Füße" unter der Dusche. Übermässig häufiges Händewaschen und -desinfizieren kann auch eine solche Eigenart sein.
Und Leute die mit größeren Kindern arbeiten neigen ab und an dazu "Ghettosprache" zu verwenden: "'s war voll das chillaxte Weekend."
Oder ich zum Beispiel... Ich bemerke, daß ich weitaus öfter mit den Augen rolle als sonst. Außerdem gucke ich die ganze Zeit "nett".
Allerdings gibt es etwas, das ich wirklich mag. Ich bin öfter inspiriert semikomische Einbildcomics zu entwerfen.
Kinder schöpfen manchmal ganz hervorragende Wortkreationen. Vor allen Dingen, wenn sie englische Lieder mitsingen. Es scheint völlig egal zu sein, was da eigentlich gesungen wird. Hauptsache die Phonetik stimmt einigermaßen.
Lady Gagas "Just Dance" zum Beispiel:
"Schass Dää!
Gonnabi O Hee
Dödöp Dödöp
Schass Dää!"
Heute gab es ein angeregtes Gespräch  über Star Wars (meist "Starras" mit englisch gerolltem r ausgesprochen). Sie unterhielten sich darüber wer nun wessen Vater sei, und daß Yoda doch der Typ ist, der da immer diese schwarze Maske aufhat... (auch fassungsloses Kopfschütteln ist zu einer meiner Eigenarten geworden) Und dann übertrumpften sie sich mit Uhrzeiten. Wer länger aufbleiben darf, und wer heute Abend im Fernsehen die Episode 2 zuende sehen kann.
Dann ist es passiert: Sie redeten die ganze Zeit von "Clownkriegern"!
Clownkrieger!
Das konnte ich nicht unbemalt stehen lassen.

Frühling!

3. März 2011

Haaach! Ist es nicht schön...?
Ich habe draußen einen Krokus gesehen. Mühsam hat er sich durch die Erdoberfläche gepult und versucht nun zu blühen wie ein Weltmeister. Er zittert noch ein bisschen, aber das wird schon.
Wenn ich morgens lüfte, sitzen alle möglichen Vögel auf der Regenrinne draußen rum und schreien mir ins Fenster... "Tschilp! Tschilp!" und "ZILPZALP! ZILPZALP!", "ZizibÄ, ZizibÄ, ZizibÄ!"... Ich glaube es ist ein Star, der das Weckergeräusch meiner Nachbarin nachahmt. Die Amseln unterhalten und streiten sich verbal über Hausdächer hinweg. Von weiter hinten in der Straße brüllt einer: "ZwitscherPiepFlötTriller!" und am Nebenhaus kontert einer mit "FlötDudelHustPiep!"
Und man hört sie auch durchs geschlossene Fenster... auch Sonntags...
Nunja.
Ich finde das trotzdem besser, als von dem Geräusch aufzuwachen das es macht, wenn jemand seine Autoscheiben von Eis befreit.


Spiralgalaxie

2. März 2011

Wikipedia sagt:
"Eine Spirale oder Schneckenlinie ist eine Kurve, die um einen Punkt oder eine Achse verläuft und sich je nach Laufrichtung von diesem/r entfernt oder annähert."
Ich mag Spiralen. Sie können sich endlos fortsetzen, wenn sie wollen ... oder gelassen werden. Man denke nur wie groß Schneckenhäuser werden könnten! Oder Farn! Er könnte sich endlos durch den Wald schlängeln.
Wenn ich eine Spirale sehe muß ich an melancholische Dinge wie "Vergänglichkeit" denken, denn welche Spirale hätte es je geschafft endlos zu sein. Und dennoch freue ich mich, weil ich das Gefühl habe, daß es die theoretische Möglichkeit gäbe.
Außerdem hat die Natur Dinge wie "Romanesco" erfunden. So viel Vitamin C weckt Endorphine in mir.


Der ewige Molch

1. März 2011

Ich will nicht länger Molch sein!
Drum stoß ich mir den Dolch rein!
OH GOTT! Das hält kein Molch aus!
Drum ziehe ich den Dolch raus!
Verflucht, daß ich ein Molch bin!
Doch nein! Ich werf den Dolch hin!
Oh daß ich doch kein Molch wär...
Doch dafür muß der Dolch her!
Ich will nicht länger Molch sein!
Drum stoß ich mir den Dolch rein...


 
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