Juni

13. Juni 2011

Ich würde ja behaupten, daß es Alterssentimentalität ist, aber mir ging es im Juni schon immer so. Seit ich denken kann.
Ende Mai fängt es an. Ich kann mich gar nicht wehren. Ich bekomme einfach gute Laune. Manchmal geht es mir einfach ohne ersichtlichen Grund gut. Meistens scheint die Sonne, und das macht mich glücklich. Ich fange an barfuß und mit hochgekrempelten Hosen und zurückgebundenen Haaren durch die Gegend zu laufen. Ich sehe in den Spiegel und freue mich über meine Sommersprossen.
Zwar könnte ich zu jeder Jahreszeit permanent schlafen, auch im Juni, aber ich fühle mich erholter und fitter. Ich bin beschwingt, inspiriert und kreativ. Das hält sich bis zum Ende des Monats und geht bis in den Juli hinein. Es ist die Zeit in der Mitte des Jahres. Und so geht es mir meistens auch.
Ich bin in der Mitte.
Als ich vor etwa 12 Jahren in diese Stadt gezogen bin, landete ich erst in einem kleinen Dorf neben der Stadt. Ein Dorf mit viel Nichts. Wenn ich vor die Tür trat, stand ich direkt an einem Kartoffelfeld hinter dem ein Wald wächst. Wenn ich morgens schon früh das Haus verlassen habe, traf ich oft Rehe vor der Haustür, und Hasen frühstückten im Vorgarten.

Quelle: Google Maps

Jedes Jahr von Ende Mai bis manchmal Anfang August wuchs vorne an der Hauswand diese wunderschöne "Clematis Snow Queen". Die vermisse ich oft. Sie übersteht auch den härtesten Winter, kleidet meinen geliebten Juni ein, und außerdem hat die Blüte acht Blätter. Acht ist meine Lieblingszahl.

gefunden bei mobot.org

 Leider hat der jetzige Besitzer des Hauses als erste Amtshandlung sämtliches "Unkraut" vom Grundstück entfernt. Möge die Schneekönigin in Frieden zu Erde geworden sein und seinen Vorgarten-Baumarkt-Rhododendron mit Nährstoffen versorgen.

Im Juni werden außerdem Zwillinge (wie ich) geboren. Ich mag Zwillinge. Man sagt ihnen so einige Eigenschaften nach. Sie sollen kommunikativ, neugierig, intelligent und charmant sein. Man sagt ihnen auch nach, daß sie oberflächlich und wankelmütig seien, und daß sie zwei Gesichter hätten. Wenn Leute sowas sagen klingt es immer, als ob sie von Schizophrenie redeten. "Das Ich spaltet sich von der Seele ab". 
Dabei haben die meisten Zwillinge viel mehr als nur zwei Gesichter. Ich bestehe also darauf in der Beschreibung von Zwillingen so von ihnen zu reden, als ginge es um "Polyphrenie".

Ja, ich mag meinen Juni. Und Zum Glück hat er noch 17 Tage :)

 
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