Rippchen!

20. April 2011

Letzte Nacht konnte ich nicht schlafen.
Also so gar nicht!
Und immer wenn ich dachte "Verdammte *⅘∺♬ù#!!! Jetzt aber!", konnte ich noch weniger schlafen. Das ist mir schon ein bekanntes Phänomen. Ich weiß, daß ich morgen ganz früh raus muß. Früher als sonst, also kann ich nicht schlafen. Dann gucke ich auf die Uhr und denke "MAH! Nur noch soundsoviel Stunden Schlaf!" Und bei jedem Mal gucken ist es eine Stunde weniger.
Ja und gestern ging wirklich nichts mehr. Ich hatte schon Tee, ein Buch, den Fernseher, sogar warme Milch gab es. Davon hatte ich aber nur Bauchweh. Ich überlegte eine weitere Stunde und kam zu dem Entschluß, daß ich vielleicht doch nochmal rausgehen sollte. Es war schon fast zwei Uhr, und um halb sieben sollte ich aufstehen. Also dachte ich, ich ziehe mich schnell an und gehe den kurzen Pudding.
Äh. Pudding.
"Um den Pudding gehen" - Einen kleinen Spaziergang machen.
Der "kurze" Oder der "kleine Pudding" ist ein ganz kurzer Weg. Perfekt geeignet in Nächten wie dieser.
Also. Hose, Pulli, Schuhe an, losgehen.
Und dann ging ich, und ich atmete. Bei jedem Mal Einatmen wollte ich die gute frische Frühlingsnachtluft einatmen, in mir wirken lassen und behalten. Bei jedem Mal Ausatmen wollte ich hirnzerreissende Kopfmonster und diese biestigen kleinen Seelenfresserchen loswerden. Ich konzentrierte mich also völlig auf meine Atmung und kam in einen tollen Rhythmus. Gehen, atmen, rein, raus. Ein tolles Lied entstand. Ich merkte, wie es wirkt. All diese gemeinen kleinen Viecher stoben schreiend aus mir, verschwanden im Nachthimmel oder verfingen sich in Baumkronen. Ich glaube, ich habe gelächelt. Gleich ist alles gut. Ich kann in mein Bett gehen und einfach schlafen.
Gehen, atmen, rein, raus.
Aber dann... und damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet...
Ein kleiner hinterhältiger Kopfsteinpflasterstein hat sich mir todesmutig vor die Füße geschmissen. Er rief: "JEEEETZT!!!!", und eine kleine Parkplatzschranke schnellte auf mich zu und schulterte mich sehr unsanft. So hing ich dann also über dieser kleinen mittlerweile unscheinbar wirkenden Schranke und fluchte und balancierte. Zuerst dachte ich, daß ich gleich noch einen filmreifen Salto vorführen würde, aber ich konnte meine Füße dazu überreden, daß sie die Erdanziehungskraft doch nicht für so abwegig halten.
Und dann stand ich da schnaubend.  Ich wusste nicht ob es Schmerz oder Wut ist was da so in der Magenkuhle sticht. Ich überlegte noch kurz, ob ich mich vielleicht übergeben muß, aber das fand dann doch irgendwie unpassend. Es war mir auch egal. Ich wollte nur nach Hause. Wieder daheim angekommen merkte ich, daß die Wut siegt. Ich legte mich grummelig wieder ins Bett und schlief erstaunlicher Weise sofort ein.
Ebenso überrascht war ich heute Morgen, daß ich so ausgeschlafen war. Es war als hätte ich mindestens drei Stunden mehr Schlaf gehabt, als ich tatsächlich hatte... Ich ging mit meiner lieben Tochter und Fauchi zur Arbeit, und alles war gut. Zwischendurch spürte ich dieses kleine Stechen von letzter Nacht wieder, aber ich ignorierte es. Zum Feierabend hin wurde es heftiger. Ich ignorierte es weiterhin und ärgerte mich über diesen Stein, der einfach nur da liegt und hinterher behaupten würde, er hätte sich nicht bewegt. Schwören würde er! Und die Schranke würde sogar unter Androhung eines Monteurs nichts anderes behaupten.
So ging ich mit der Schröte dann hinters Haus, und die ganze Stadt schien zu schlafen. Alles war ruhig, die Vögel zwitscherten verhalten, und die Sonne schien angenehm.
Das Stechen aber wurde so heftig, daß ich kaum Luft bekam. Mir wurde schwindelig, und ich beschloß doch lieber zum Arzt zu gehen. Meine Hausärztin ist eine furchtbar liebe Frau. Sie tastete meinen Bauch und meinen Rücken ab und lachte herzlich als ich erzählte, wie der Stein und die Schranke nachts harmlose Spaziergänger um den Verstand bringen. Sie rief im Krankenhaus an, und ich sollte gleich zum Röntgen hinkommen.
Im Behandlungsraum sollte ich noch einem Moment warten bis der Arzt kommt. Meine Bilder hingen schon an der Lichtwand, und ich guckte auf meine Rippen. Zwei nebeneinander liegende Rippen im mittleren Brustbereich standen etwas zurück. Man konnte deutlich erkennen, daß so eine Verletzung nur von einer Art Balken kommen kann. Einer Schranke zum Beispiel...
Für einen kurzen Moment dachte ich, ich hätte ein kleines fieses Kichern gehört...
Mittlerweile sah ich auch wirklich etwas durchnächtigt aus. Dem Arzt konnte ich glaubhaft versichern, daß niemand mich mit einem balkenförmigen Gegenstand geschlagen hat. Ich erzählte ihm einfach, ich wäre gestolpert...
Bei der einen Rippe spricht man noch von einer Prellung. "Die Verformung des Rippenbogens wird sich in ein paar Tagen legen... Sie haben Glück gehabt. Mit etwas mehr Gewicht wären beide gebrochen."
Ja, da habe ich dann wohl Glück gehabt. Die andere Rippe ist "angebrochen".  
seufz
Ich hab noch genug Arnika im Haus, das wird schon wieder.
Ich habe bereits überlegt, ob ich den Stein einfach mit Farbe in Quietschorange markiere. Eines Tages wird ein Straßenbaumensch mit einem großen Hammer kommen. Und die Schranke... Die wird eh regelmäßig einfach überfahren. Darum muß ich mich nicht kümmern.
Jetzt hole ich mir noch ein Kühlkissen und bleibe so lange still liegen, bis ich schlafe.



Gute Nacht.

 
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